Heiligabend 2018

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und unserem Herrn und Heiland Jesu Christus, der da sagt: „Euer Herz soll sich freuen und eure Freude soll niemand von euch nehmen.“ (Johannes 16,22)

Predigttext: Jesaja 60, 2

1 Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! 2 Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.

Liebe Gemeinde,

Am Heiligabend vor 50 Jahren flogen mit dem Raumschiff Apollo 8 die ersten Menschen um den Mond. Die Astronauten Frank Borman, James Lovell und William Anders sahen von der Rückseite des Erdtrabanten die Erde aufgehen. Sie schossen das Foto des Jahrhunderts: Erdaufgang über dem Mond.

Die drei Menschen kamen sich vor wie Staubkörner in der unendlichen Weite des Universums. Um sich herum Dunkelheit, unter ihnen der graue, unwirtliche Mond. Und dann erschien über dessen Horizont der blaue Planet.
Sie waren fasziniert von der „grandiosen Oase in der weiten Wüste des Alls.“

…über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.

Sie begriffen, welch Wunder das Leben ist und waren erfüllt von Dankbarkeit.

Abstand verhilft zu neuer Sicht. Es müssen nicht 380.000 km bis zum Mond sein. Manchmal tut es eine Wanderung in der Umgebung. Im September war ich seit langem mal wieder auf dem Lilienstein. Welch großartigen Blick hat man von dort oben auf das Elbtal! Auf der einen Seite bis nach Böhmen, auf der anderen Seite bis nach Dresden.
Man begreift noch einmal neu, in was für einer schönen Gegend wir leben! Vielleicht ist das der Grund, warum viele Menschen gern wandern: Immer wieder neue Blicke auf eigentlich Bekanntes zu erhalten. Es im neuen Lichte sehen.

Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt…

In der langen Wanderschaft seit unserer Geburt gibt es auch neue Blicke auf die Lebenslandschaft. Jedes Jahr ist diese Landschaft größer geworden und jedes Jahr sehen wir sie in neuem Licht.
Weihnachten ist ein Gipfel im Jahr, der wieder erreicht wird und von dem aus wir über unser Leben schauen. Alle Weihnachtsrundbriefe, per Post oder Email versandt, geben darüber Auskunft.
Und auch wenn für manche Menschen das zurückliegende Jahr ein schweres war und die Zukunft ungewiss ist, überwiegen bei diesem Rückblick stets Dankbarkeit und Hoffnung.

In einem Brief war die Rede davon, dass der Zustand der Welt Sorgen bereitet, dass es dem Partner gesundheitlich immer schlechter geht und das Altwerden Mut und Kreativität erfordert.
Aber der Brief schloss mit folgendem Satz: „…das Leben schenke euch interessante Begegnungen, Unerwartetes und ab und an auch als Würze ein paar Verrücktheiten, damit wir das Lachen und den Humor nicht verlernen.“

Weihnachten ist ein Aufgang der hellen Seiten unseres Lebens über allem, was grau und öde ist. Ein neues Erkennen, wie schön und wunderbar das Leben ist.

…über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.

Weihnachten, das heißt über das Leben nachdenken. Worauf es ankommt und worauf nicht.
Weihnachten, das heißt dankbar über das Wunder des Lebens staunen und trotz Beschwerden und Kummer immer wieder alles vom Leben erwarten.
Weihnachten, das heißt sich aufmachen und licht werden, weil unser Licht kommt und Gottes Herrlichkeit über jedem Leben aufgeht!

Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!

Ja, Weihnachten, das heißt Abstand gewinnen, um einen neuen Blick auf das Leben zu erhalten.

Vor anderthalb Wochen erlebte ich in dieser Hinsicht Weihnachten. Ich unterhielt mich mit einem Iraner, der seit Jahrzehnten in Deutschland lebt. Er sagte: Wenn ich eine Weile im Ausland bin und an Deutschland denke, dann denke ich an meine Heimat.
Und ich stelle fest, dass ich in einem der großartigsten Länder auf dieser Welt lebe. Es funktioniert alles – vielleicht abgesehen von der Deutschen Bahn. Es gibt soziale Absicherung, Krankenversicherung, Bildungsmöglichkeiten für alle, jede Menge Kultur eine tolle Infrastruktur.
Und ich bewundere die Deutschen für den Umgang mit den dunklen Seiten ihrer Geschichte. Das habe ich nirgendwo anders kennen gelernt. Wenn ich über all das fern von Deutschland nachdenke, merke ich, wie gern ich hier lebe.

Ich dachte, er hat ja so recht. Oft sind wir fixiert auf das, was nicht klappt, nicht funktioniert. Sind es gewohnt, zu meckern und das zu betonen, was nicht gut läuft.

Manchmal braucht es eine Betrachtungsweise von außen, um schätzen zu lernen, was man hat und wie gut es uns – im Vergleich zu vielen anderen Menschen in der Welt – geht!
Das sollte nicht gering geschätzt und nicht als selbstverständlich erachtet werden. Das sollte vielmehr bewahrt werden für die kommenden Generationen.

Weihnachten heißt: Nicht über die Dunkelheit klagen, sondern ein Licht anzünden.

1 Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! 2 Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.

Es begab sich aber zu der Zeit, als die Mondumrundung von Apollo 8 genau 50 Jahre zurücklag, dass mancherlei Gebote ausgingen von den Mächtigen der Welt, die ihr Fortbestehen gefährdeten, dass der Astronaut Alexander Gerst nach 200 Tagen auf der Raumstation ISS wieder auf die Erde kam. Und an seinem letzten Tag im All richtete er eine Botschaft an seine Enkelkinder:

„Liebe Enkelkinder, ihr seid noch nicht auf der Welt, und ich weiß nicht, ob ich euch jemals treffen werde. Deswegen habe ich beschlossen, euch diese Nachricht hier aufzuzeichnen. Ich befinde mich gerade auf der Internationalen Raumstation im ‚Cupola‘-Aussichtsmodul und schaue auf euren wunderschönen Planeten runter…
Und wenn ich so auf den Planeten runterschaue, dann denke ich, dass ich mich bei euch wohl leider entschuldigen muss. Im Moment sieht es so aus, als ob wir, meine Generation, euch den Planeten nicht gerade im besten Zustand hinterlassen werden.”
„Ich wünschte mir, ich könnte durch eure Augen in die Zukunft schauen. In eure Welt und wie ihr sie seht. Das geht leider nicht, und deswegen ist das Einzige, was mir bleibt, zu versuchen, eure Zukunft möglich zu machen. Und zwar die beste, die ich mir vorstellen kann.”

Da machten sich auf die Menschen in Dresden, in Deutschland, in Europa und der ganzen Welt, um den Mächtigen in den Hauptstädten und Firmenzentralen zu zeigen, wie sehr sie das Leben auf unserem Planeten schätzen. Und dort, wo sie wohnten, wurde die Hoffnung geboren, und sie hatte Raum in jeder Herberge.
Und siehe, des Herrn Engel trat zu ihnen und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel trat zu ihnen und sprach: Fürchtet euch nicht!

Und sie hatten keine Furcht mehr, ihr Leben zu ändern, um ihre Länder und den ganzen Erdball zu bewahren und zu erhalten, damit ihre Kinder und Kindeskinder gut leben können.
Sie hatten sich aufgemacht, waren licht geworden und die Herrlichkeit des Herrn war aufgegangen.

Frohe, gesegnete Weihnachten!